23.08.2024 19:26

Rezension: Planet Unknown

 Wer Legespiele mag und sich mit einem klassischen Science-Fiction-Thema anfreunden kann, sollte unbedingt einen Blick auf "Planet Unknown" werfen. Für uns eines der Spielehighlights aus 2023.

In Planet Unknown erschließen wir unbekannte Planeten, da die Ressourcen der Erde erschöpft sind. Zu diesem Zwecke erhalten alle Mitspielenden ein eigenes Planeten-Tabelau mit dazugehöriger Technologieleiste. Das eigene Tableau stellt einen unerschlossenen Planeten dar, den es nun zu besiedeln – sprich: mit passenden Tetris-Teilen auszufüllen gilt. Denn Planet Unknown kombiniert geschickt ein eher klassisches Legespiel-Konzept mit einem pfiffigen Ressourcen-Mechanismus. Dazu gibt es noch einen schicken Drehmechanismus für die Teileauswahl, die sogenannte Raumstation „S.U.S.A.N.“. Das Ganze kommt dann noch so leichtgewichtig daher, dass auch Wenigspieler gut ins Spielfinden, bietet aber genug Varianten und einen skalierbaren Schwierigkeitsgrad, dass auch Vielspieler auf ihre Kosten kommen.


Spielmechanismus

Wer das Spiel beginnt, dreht die Raumstation auf die gewünschte Position. Nun wählen sich alle Mitspielenden eines von zwei Plättchen aus, die in ihrem jeweiligen Sektor ausliegen. Insgesamt sind 12 verschiedene Legeteil-Typen vorhanden. Nach jeder Runde wechselt der Startspielende im Uhrzeigersinn.  Das gewählte Polyominos (der Fachbegriff für „Tetris-Teilchen“) wird auf dem eigenen Planeten-Tableau platziert. Im Grundspiel geschieht dies beim ersten Teil am Rand, alle weiteren Teile müssen daran angrenzend gelegt werden. Einige zeigen ein rotes Meteroriten-Symbol, hier wird sofort ein Metereoiten-Plättchen auf das Polyominos gelegt.

Je nachdem, welche Landschaftstypen die Plättchen zeigen, werden die korrespondierenden Marker auf der eigenen Fortschrittsleiste nach oben gesetzt. Dies kann weitere Effekte auslösen, die sofort genutzt werden können.  
Auf der Fortschrittsleisten werden genaugenommen verschiedene Ressourcen „getrackt“. Fünf Leisten stehen zur Verfügung, im Grundspiel sind diese bei allen Mitspielenden gleich. Im Fortgeschrittenenspiel gibt es asymmetrische Spielpläne mit sehr unterschiedlichen Leisten (und unterschiedlichen Planetenoberflächen, aber das nur am Rande). Im Detail gibt es:

  • Biomasse: Hier lassen sich grüne Einzelplättchen sammeln, die wunderbar zum Lückenfüllen auf dem Planeten-Spielplan geeignet sind.
  • CIV: Hier lassen sich quasi Bonus-Karten erwerben, die entweder sofort Belohnungen (wie z.B. Ressourcen) oder am Spielende Punkte bringen.
  • Wasser: Hier lassen sich im Spielverlauf besonders viele Punkte machen.
  • Rover: Nur hier können neue Rover (kleine Fahrzeuge) auf den Planeten eingesetzt werden. Und dazu noch Bewegungen für diese Rover erspielt werden. Zieht man mit dem Rover über den Planeten bzw. über gelegte Plättchen, können Meteroitenplättchen und Lifepods eingesammelt werden.
  • Technologie: Je höher der Marker auf dieser Leiste wandert, desto mehr Level = Sonderspielregeln werden freigeschaltet, wie zum Beispiel zusätzliche Bewegungsschritte für den Rover.

Spielende und Wertung

Das Spielende setzt entweder ein, sobald auf der Raumstation eine Polyominos-Sorte aufgebraucht wurde. Oder wenn auf irgendeinem Planeten keins der zur Auswahl stehenden Plättchen mehr gelegt werden kann. Daher lohnt es sich im fortgeschrittenen Spielverlauf, die Tableaus der anderen im Blick zu halten.

In Planet Unknowns verfolgen die Spielenden bis zum Spielende verschiedene Spielziele, die natürlich am Schluss des Spiels zur hoffentlich höchsten Punktzahl führen – Punkte werden in diesem Spiel „Medaillen“ genannt. Zum einen lohnt es sich, die Spalten und Reihen des Planeten vollständig mit Polyominos zu belegen und damit Punkte zu generieren. Aber Obacht: Legeteile mit einem am Spielende noch nicht eingesammelten Meteoritenplättchen darauf unterbrechen komplette Reihen und Spalten – Punkte gibt es dann hier am Spielende nicht mehr. Meteoritenplättchen sollten daher im Lauf des Spiels entfernt werden.

Weitere Punkte lassen sich durch Nachbar-Aufgabenplättchen erzielen, um die man jeweils mit seinem linken und rechten Mitspielenden konkurriert. Hat man zudem im Lauf des Spiels mit dem Rover sogenannte „Lifepods“ eingesammelt, die zu Beginn des Spiels platziert wurden, geben diese ebenso Punkte. „Lifepods“ können jedoch auch verloren gehen, wenn man sie stattdessen im Spiel mit Legeplättchen überbaut. Wer darauf setzt, möglichst viele Metereoitenplättchen mit dem eigenen Rover vom Spielfeld zu entfernen, kann dadurch ebenfalls Punkte machen. Zusätzlich erhalten alle am Spielende Punkte für ihre Fortschrittsleisten – je nachdem, wie weit der jeweilige Marker darauf fortgeschritten ist.

​Unsere Meinung
 

Was hat uns an Planet Unknown besonders gut gefallen?

  • Die klare Stärke des Spiels ist die Skalierbarkeit und Variabilität! Ohne weitere Erweiterungen kaufen zu müssen, enthält die Box bereits Spezialplaneten und Spezialkonzerne (Fortschrittsleisten) und ein Ereignis-Modul mit rundenweise gezogenen Ereigniskarten.
  • Es gibt einen sehr gut austarierten Solo-Modus.
  • Planet Unknown ist erstaunlich einfach zu erklären, so dass Menschen, die noch wenig Spielerfahrung haben, sehr gut reinkommen. Es ist mit Anfängern im Bereich Kennerspiel spielbar, aber auch wunderbar mit Vielspielern.
  • Es erfindet das Spiele-Rad nicht neu, kombiniert aber sehr überzeugend einen Legemechanismus mit Fortschritts-Leisten.
  • Der Wertungsblock ist übersichtlich und hilft, die vielen Punktemöglichkeiten am Spielende im Blick zu behalten.
  • Das Spielkonzept ist definitiv belohnend. Man kann im eigenen Zug immer irgendetwas machen, das sinnvoll ist, Punkte bringt oder optimiert.
  • Man ist immer „mit am Zug“ und muss Entscheidungen treffen.
  • Der „Rondell-Mechanismus“ ist noch unverbraucht.

 

Was hat uns nicht so gut gefallen?

  • Das Spiel wartet mit relativ wenig Interaktion auf. Außer bei der Plättchen-Auswahl und bei den Nachbarschafts-Aufgabenkarten, arbeiten wir recht solitär vor uns hin.
  • Für reine Strategie-Spieler ist die eher zufällig zugeloste Auswahl an Legeplättchen vielleicht etwas nervig, erhöht aber andererseits den Druck, die eigene Spielstrategie immer wieder neu anzupassen.
  • Die Optik der Schachtel schreckt (leider) Nicht-Science-Ficition-Fans ein wenig ab.
  • Es fehlt definitiv eine Abdeckung für das drehbare Raumschiff. Das Spiel kann nicht aufrecht gelagert/transportiert werden, ohne hinterher ewig neu sortieren zu müssen.
  • Die Anzahl der Mitspielenden wird mit 1-6 angegeben. Ideal sind eher 3 bis 4 Spieler oder der Solomodus. Zu sechst dauert es etwas zu lange.

 

Unser Fazit: Ein sehr gutes Kennerspiel, das zu Recht 2023 auf der „Kennerspiel des Jahres“-Nominierungsliste gelandet ist und den Sieg sehr verdient hätte. Uns hat dieses taktische Spiel überzeugt, wir attestieren einen hohen Wiederspielreiz. Für Fans von Legespielen ein Muss. 

[Mercedes]


Hinweis: Wir haben von Strohmann Games ein preisvergünstigtes Exemplar des Spiels erhalten. Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung des Spiels, die nach unseren eigenen Bewertungsmaßstäben erfolgt ist.

Tags: rezension

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